ArtSpace Berchtoldvilla

Rising Up

80 x 30 x 40 (ohne Podest), 2020, Untersberger Marmor und Konglomerat

Das Werk, das Bezug auf den barocken Salzburger Zwerglgarten nimmt, thematisiert Emanzipation, die durch verschiedene bildhauerische Setzungen verdeutlich wird. Durch den Blick des Betrachters von oben auf die Skulptur wiederholt sich symbolisch das Verhältnis von Herr zu Knecht. Die Figur aber verweigert die „Zwergen“-Perspektive und will nicht als Teil einer possierlichen Menagerie wahrgenommen werden, sondern ist im Begriff, sich selbstbestimmt aufzurichten. Der Stein der Grotesken im Zwerglgarten stammt ebenso vom Untersberg wie der dieser Skulptur. Die brüchigen Konglomeratsanteile hier aber hinterfragen den Ewigkeitsanspruch, nicht nur des Marmors.

Kassandra versteht nicht

160 x 70 x 50 (ohne Podest), 2024, Untersberger Marmor hell

Die Skulptur knüpft in ihrer formalen und thematischen Gestaltung an die Traditionen des Manierismus und des Barock an und führt diese zugleich in eine zeitgenössische Reflexion über Schicksal, Erkenntnis und Ohnmacht weiter. Wie in den Werken dieser kunstgeschichtlichen Epochen steht auch hier der expressive Körper im Mittelpunkt: Er wird zum Träger innerer Spannung, zur sichtbaren Form des Unsichtbaren.

Die antike Seherin Kassandra, die gegen ihren Willen zur Prophetin wurde, liegt überwältigt am Boden – ein Moment äußerster Erschütterung, eingefangen in Marmor. Ihre Hand, die sie an das Ohr legt, wirkt wie eine verzweifelte Geste des Hinhörens und zugleich der Abwehr. In dieser Ambivalenz spiegelt sich das zentrale Dilemma der Figur: Wissen ohne Macht, Erkenntnis ohne Einfluss. So konnte sie weder den Krieg um Troja noch dessen Niederlage verhindern, genauso wie sie ihrer eigenen gewussten Ermordung nur ohnmächtig entgegen ging.